Mittwoch, 11. Oktober 2017

Mäxchen bloggt: Die Mischvieh-WG trauert!

Hallo, liebe Freunde ...
Wir sind momentan alle sehr traurig.
Ein Mitglied unserer Stallgemeinschaft ist vor Kurzem von uns gegangen, ganz heimlich, still und leise. Er war auf einmal einfach nicht mehr da.
Dabei kann man gar nicht unbedingt sagen, dass er ein stiller Mitbewohner war.
Er hat seine Meinung oft genug in die Welt hinaus trompetet. Und die war nicht wirklich unbedingt nur positiv.
Er war auch nicht unbedingt immer nur freundlich zu uns. So oft ist er uns stur entgegen gelaufen, nicht einen Millineter zur Seite weichend. Obwohl selbst ich mindestens 4x so groß bin wie er. Und Fauchen konnte er, immer mit ein wenig Spucke dabei. Und mit seinem Schnabel konnte er auch richtig feste zubeißen. Sogar der Große Tollpatsch und auch die Gehörnten hatten Respekt vor dem weißen Motzmurkel, der, wenn er besonders schlecht gelaunt war, regelrecht auf alles losgegangen ist, was sich bewegt hat. Egal ob Katze, Pferd, Hund oder Zweibeiner. Mutig war er auf jeden Fall!
Dabei war er nicht mal dumm, im Gegenteil. Hatte man sich seine Schimpf-und Schnattertiraden einmal zuende angehört, konnte man besonders nachts unheimlich gut mit ihm über die Natur und die Welt philosophieren. Ich möchte sogar soweit gehen zu schreiben: Er war beinahe ein Poet, gefangen im falschen Körper. Dafür habe ich ihn wiederum sehr geschätzt.
Nun, er war ja nicht mehr der Jüngste und hat sehr viele seiner Artgenossen überlebt. Vielleicht war das sogar der Grund für seine oft miese Laune. Er war schon immer da, einfach da, watschelte schon lamentierend über den Hof, als Romi und ich frisch auf dem Hof angekommen waren. Man hatte ihn quasi mitgeerbt und der Legende nach gab es anfangs sogar 3 von seiner Art, die aber nach und nach zum Martinstag im Bräter gelandet sind. Ob das stimmt, vermag ich nicht zu sagen. Wenn ja, wäre das allein schon ein guter Grund zu protestieren, findet ihr nicht?
Er hat mir mal in einer stillen Stunde - es muss so kurz vor dem Morgengrauen gewesen sein - erzählt, dass er einen Heidenspaß daran hätte, das "tollpatschige große rote Pferd", wie er es ausdrückte, zu erschrecken. So hockte er gerne geduldig an der Ecke vom Reitplatz hinter dem alten Gewächshaus, wenn Romi geritten wurde, um just in dem Moment schnatternd und flügelschlagend hervorzuspringen, in dem Romi samt Reiterin die Ecke passierte. Ich verstehe das ein Stück weit auf jeden Fall. Romi rannte dann immer vor ihm weg und das genösse er sehr. Ich verstehe das ganz gut, denke ich. Der fällt auch jedesmal auf das Theater rein. ;-)
Oh, er wusste auch fremde Zweibeiner zu beeindrucken, insbesondere diejenigen, die Briefe und Päckchen abliefern wollten. Denen lauerte er ebenfalls auf, um sie mit seinem Fauchen und Flattern zu verscheuchen. Das hat sogar mehr als einmal geklappt! Er war halt einfach eine beeindruckende Erscheinung.
Seine Passion für Kraftfahrzeuge kam uns allerdings spanisch vor. Er verehrte geradezu blau lackierte Autos, bewachte sie wie seinen größten Schatz und harrte stundenlang neben einem solchen Auto aus. Und wehe, jemand anderes wollte es anfassen oder gar einsteigen und losfahren! Der- oder diejenige musste sich erst einmal was einfallen lassen, um ihn loszuwerden. Keine einfache Aufgabe! Woher er diese Macke hatte, ist sein Geheimnis geblieben, aber vielleicht war er mal in eine blaue Ente - Pardon, einen Citroen C4 in Taubenbleu - verschossen?
Nun ist es still geworden am Ententeich. Das dort postierte Geflügel hat zwar mehr als einmal auf den alten General geflucht, dass er jetzt jedoch nicht mehr unter ihnen weilt, hat sie doch sehr betrübt. Vorbei die Zeit, als er Enten und Hühner nach Spezies getrennt am Zaun aufmarschieren ließ und sie drillte. "Damit ihr nicht im Kochtopf landet!" wie er dabei nicht müde wurde zu betonen. Nun, in den meisten Fällen hat das sogar funktioniert. Als er selbiges allerdings im Frühjahr mit den Rindviechern versuchte, stieß er doch an seine Grenzen beziehungsweise auf Lottis lange Hörner. Aber auch das hat er überlebt, wenn auch nur knapp.
Er hat sich still zurückgezogen, um zu sterben. Wir fanden ihn im Wäldchen, nahe der Stelle, an der die Rindviecher mal den Zaun niedergetrampelt und abgehauen waren. Friedlich eingeschlafen war er, leicht zerzaust sein immer noch prächtiges, schneeweißes Gefieder, den Kopf unter den Flügeln steckend.
Nun vermissen wir das krächzende Geschnatter im Abendwind sehr. Es wird nicht mehr wiederkehren.
Er war ein Geschenk und eine Bereicherung für den Hof, auf seine ganz eigene Art und Weise. Möge er in Frieden ruhen, der alte Gänserich.

Sehr traurig grüßt euch
euer Mäxchen

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