Mittwoch, 28. Dezember 2016

After-Advents-Adventure Vol. V.: Ein wahrlich bunter Haufen!


Huhu, ich bin's mal wieder, eure bezaubernde Jeannie! Leider kann ich euch erst jetzt die Fortsetzung des Advents-Adventures liefern, ich hoffe, das ist nicht allzu schlimm. Deshalb ist das jetzt auch das AAA - das After-Adents-Adventure. Dafür geht es jetzt aber auch wirklich weiter!
Und zwar wie folgt:

Der Einohrige musterte uns immer noch eindringlich, während eine dreifarbige Dame hastig zum Futternapf, der in einer Ecke stand, sprang und ebenso hastig dessen Inhalt in sich reinfutterte. Sie hatte wohl Angst, wir fressen ihr was weg, aber davon waren wir meilenweit entfernt. Schließlich hatte uns das Zweibeiner-Fressen überhaupt in diese Lage gebracht, aber das konnte sie ja nicht wissen. Nun füllte ihr Knuspern und Mampfen den Raum aus, während eine langhaarige, cremefarbene Schöne sie mit ihren blauen Augen missbilligend musterte.
"Rani, hast du Angst, dass eine Hungersnot ausbricht? Wo bleiben deine Manieren? Contenance, s' il vous plait!" rümpfte sie ihr etwas kurz geratenes Näschen. Sie saß, nein, thronte auf einem roten Kissen ziemlich weit oben im Kratzbaum, so dass sie den ganzen Raum überblicken konnte. Und wahrscheinlich die Gouvernante von dieser bunten Truppe mimte.
"Mimi, misch dich nicht immer in Dinge ein, die dich nix angehen. Du und dein vornehmes Getue immer! Ich fresse, weil ich Hunger habe, ok?" entgegnete die Gescholtene.
"Ach Rani, ruiniere dir nur deine Figur. Gerade bei deiner Farbgebung und Zeichnung wirken Katzen gerne mal fett! Und welcher Zweibeiner möchte schon eine fette Katze adoptieren? Also, ich kenne nur welche, die auf Modelmaße stehen. So wie bei mir halt."  Mit diesen Worten erhob sich Mimi langsam, streckte die Vorderbeine aus, reckte sich und gähnte einmal herzhaft, machte einen Buckel und streckte dann - elegant wie eine Ballerina im TüTü, einmal das linke und dann das rechte Hinterbein nach hinten raus. Dann sprang sie leichtfüßig die Katzentreppe hinunter, begab sich zum Wassernapf und süppelte ein wenig daraus. Mit einem Tempo, das wir der puscheligen Mimi niemals zugetraut hätten, sprang sie wieder auf ihre Aussichtsplattform und begann, sich ausgiebig das Gesichtchen zu putzen. Nach dieser Prozedur schniefte sie einmal Luft durch ihre kurze Nase, blinzelte uns an und näselte: "SO speist eine Dame zu Mittag. Und nun excuzes moi, ich halte jetzt mein Schönheitsschläfchen. Was ich jedem hier im Raum ebenfalls empfehlen würde, incidemment. Au revoir, meine Lieben!"
Und schon schlüpfte die Dame des Hauses in eine der Katzenhöhlen auf dem Kratzbaum. Man hörte noch ein kurzes, atemloses Schnurren und dann ein leises Schnarchen aus der Höhle.
Mein Bruder und ich schauten uns an. Wo waren wir denn hier gelandet?
Übrigens schien diese kleine Conversation meinen Bruder ein wenig auf die Sprünge geholfen zu haben. Er war längst unter meinem Hinterbein wieder hervorgekommen und saß neben mir. Äußerst interessiert betrachtete er nun Rani, die ihre Mahlzeit noch nicht beendet hatte. Anscheinend gefiel ihm ihre interessante, dreifarbige Fellzeichnung. Vorsichtig, aber dennoch neugierig schob er seine kleine schwarze Nase in Richtung Futternapf und schnupperte.
"Man nennt sie übrigens 'Glückskatzen' ", warf der einohrige Zausel, der dem Gespräch ebenso amüsiert gelauscht hatte wie die anderen Katzen im Raum, ein.
"Ich KANNS nicht mehr HÖREN!" rief Rani mit vollem Mäulchen. "Bisher hatte ich nicht besonders viel Glück, findest du nicht?!"
"Sei nicht so negativ. Glückskatzen sind niemals negativ. Du hast ein Dach über dem Kopf und was zu fressen. Viel zu fressen. Es könnte schlimmer sein!"
Er neigte seinen Riesenkaterkopf hinunter zu uns und raunte leise: "Wisst ihr, manche Katzen wissen einfach nicht zu schätzen, was es bedeutet, immer eine kleine Leckerei vorzufinden. Die Zweibeiner sind nicht so schlecht, wie Rani immer behauptet. Sonst gäbe es dieses Tierheim doch gar nicht, oder?"
Entsetzt starrte ich auf sein fehlendes Ohr und mir dämmerte nun endlich, wo wir gelandet waren.
Im Tierheim!
Na bravo.
Da, wo die armen Tiere manchmal monatelang auf ein neues Zuhause warteten, weil sie aus ihrem alten Zuhause plötzlich rausgeworfen wurden oder wegen schlechter Behandlung selber weggelaufen waren. Mama hatte uns auch von diesem Ort erzählt. Das schlimmste in ihrer Schilderung war allerdings das ständige Eingesperrtsein und Besichtigtwerden durch die gläserne Tür zum Katzenzimmer. Wahrlich ein schrecklicher Gedanke, der mir einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Ab sofort wünschte ich mir, unsichtbar zu sein.
Der Einohrige schien meine Gedanken lesen zu können, oder mein Gesichtsausdruck hatte ihm verraten, was gerade in mir vorging. Plötzlich legte er sich vor uns nieder, schnurrte bedächtig durch seine 3 verbliebenen Barthaare und blinzelte uns versöhnlich an. Es hätte nur noch gefehlt, dass er sich eine Tabakpfeife angezündet hätte.
Vertraulich streckte er uns eine seiner gewaltigen Vorderpfoten entgegen.
"Ihr seid in Sicherheit und das ist das Wichtigste", brummte er mir ins Ohr. "Ich schätze diesen Ort nur aus dem Grund, weil die wirklich schlimmen Zweibeiner nicht hier sind, sondern draußen. Aber dafür sind sie draußen öfter anzutreffen. Ihr müsst verstehen, die Leute hier wollen euch nichts Böses, die wollen, dass es euch gut geht und ...und... und dass ihr Beiden ein schönes neues Zuhause findet bei Zweibeinern, die euch lieb haben und mit euch spielen und euch immer das beste Futter servieren. Die sich freuen, nur weil ihr bei ihnen seid. Und dafür tun die hier eine ganze Menge!"
Ich schaute ihn an, mein Bruder schaute ihn an. Ein Leben ohne Freiheit soll toll sein? Einfach nur leben, um Zweibeiner zu bespaßen? War das sein Ernst? Ich hätte ihn für schlauer gehalten, ehrlich gesagt.
"Ihr zweifelt, ne? Ihr seht mich und meine Gestalt und denkt euch, der alte Rufus ist total übergeschnappt. Aber hey, ich hatte mal ein tolles Zuhause bei einem älteren Zweibeiner. Ich bin den ganzen Tag und die halbe Nacht draußen herumgestrolcht und wenn ich abends hereinkam, war mein Napf frisch gefüllt mit dem Besten vom Besten. Danach wurde ich eine halbe Stunde gekrault oder auch eine ganze und dann wurde die Tür wieder für mich aufgemacht und ich ging raus oder nicht. Ach, das "Tür auf-Tür zu" Spiel kennt ihr ja noch gar nicht? Es ist köstlich, ein Heidenspaß für jede Miezekatze!"
Er lachte laut auf bei der Erinnerung an diese Schelmereien, die ich ihm durchaus zutraute. Und lächelte ein ganz klein wenig.
Rufus - endlich erfuhren wir also auch seinen Namen - kriegte sich gerade gar nicht mehr ein vor Lachen. Es dröhnte durch den ganzen Raum, bis es von einem kleinen Stimmchen aus der unteren Kratzbaumetage unterbrochen wurde: "PSSSSSST! Leise! Sonst wacht Mimi wieder auf und hält uns wieder Vorträge!"
Ein kleiner roter Kater hatte sein Köpfchen aus einer der Höhlen gesteckt und uns darauf aufmerksam gemacht, dass es wirklich besser wäre, Mimi weiter schlafen zu lassen. Weil alle anderen betreten schwiegen und mit dem Kopf nickten, schien das wirklich das Beste zu sein.

Und ob Rufus Lachanfall die Prinzessin nun wirklich aus dem Schlaf gerissen hat, wie mein Bruder auf die hübsche, aber etwas mollige Rani reagiert und wie die Geschichte weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Teil. Coming soon!

Es grüßt euch
eure bezaubernde Jeannie!

Niemand süppelt so elegant sein Wasser wie Prinzessin Mimi, die Perserdame! ;-)

Sonntag, 25. Dezember 2016

Ein frohes und friedliches Weihnachtsfest....

... wünschen euch, liebe LeserInnen, alle Hauptakteure in diesem Blog, die da heißen:

Mäxchen, das investigative Shetty 

Romi, der Große Tollpatsch 

Lotti & ihre muhende Paarhuferfamilie

Susi, die Stallkatze und ihre neuen Gefährten

Keiko, der hübsche rote Pflegekater

Alice, die freche kleine Pflegekatze

Carlchen, der genauso hübsche Pflegekater

die bezaubernde Jeannie

&  natürlich euer Copinchen! 


Wir hoffen auf viele neue und ältere Anekdoten im neuen Jahr und freuen uns immer über euren Besuch! :-)

Schnee mag Jeannie ja nich' so gerne...


Keiko - frisch eingetroffen

Romi, heute mal  ganz seriös

Mäxchen nach dem Bloggen mit Romi auf der Weide!

Alice hat mich  ganz schön auf Trab gehalten.

Und die bezaubernde Jeannie auch.

Kuk-kuk Carlchen! :-)

Carlchen hat auch immer sein Tellerchen leer gemacht!
 

Dienstag, 20. Dezember 2016

Das jähe Ende der Besinnlichkeit - Je suis Berlin...

Die Bilder, die uns seit gestern abend durch die Medien fluten, sind grausam.

Man nehme einen friedlichen Weihnachtsmarkt, wo man sich trifft, um in einer adventlichen Atmosphäre zu klönen, zu lachen, bei einer Bratwurst oder auch einem veganen Bratapfel und Glühwein zusammen zu sein, zu lachen und einfach den Flair einzuatmen. Um vielleicht noch ein wenig Christbaumschmuck oder ein nettes Geschenk zu erwerben. Oder einfach nur herüberzuschlendern, nach Feierabend, um den nahe gelegenen Bahnhof Zoo zu erreichen, um dann mit den Öffis nach Hause zu fahren. Einen Weihnachtsmarkt in einer der größten Städte Deutschlands, die von eben jener Hektik geprägt werden, der man hier zu entfliehen versuchte.

Die Meldungen, die uns seit gestern abend erreichen, sind unerträglich.

 Der Weihnachtsmarkt ist ein typisch deutscher Bestandteil der Vorweihnachtszeit, um all diese Dinge, die eben jenen Advent zu dem machen, was er ist, genießen zu können. Eine Vorbereitungszeit auf Weihnachten und auch auf den nahenden Jahreswechsel, um am Ende eines eventuell arbeitsamen und hektischen Jahres einfach mal innezuhalten und zu entspannen. Etwas, was wir uns verdient haben. Lachen, klönen, Leute treffen, es sich mal gut gehen lassen. Oder einfach nur bummeln, sich treiben lassen, sich inspirieren lassen.

Die Nachrichten, die seit gestern abend ständig aktualisiert werden, sind erschreckend.

Der Weihnachtsmarkt mit seinen Buden, aus denen verschiedene köstliche Gerüche und natürlich auch weihnachtliche Melodien strömen, die stimmungsvolle Beleuchtung, zum Teil auch gerne mal übertrieben kitschig, laden zum Verweilen ein. Sie bereiten ein behagliches Gefühl und weisen darauf hin, dass es nicht mehr lange hin ist bis zum Weihnachtsfest, dem Fest der Liebe, der Nächstenliebe, der Geschenke, der freien Tage mit Familie und Freunden. Zeit ist das Wertvollste, was man einander schenken kann, denn wir haben nur eine begrenzte Menge davon. Die Werbeindustrie weist heuer auch gerne darauf hin, dass es die miteinander verlebte Zeit ist, die Erinnerungen erzeugt, die man nicht mehr missen möchte. Unwiederbringlich, so eine miteinander verbrachte Zeit, vor allem, wenn es eine schöne Zeit ist oder war. Mit Zufriedenheit und Geborgenheit, also zwei Zuständen, die zuweilen schwer zu erreichen und deshalb für jeden Menschen erstrebenswert sind.

Mit einer einzigen Amokfahrt oder besser Anschlagsfahrt machen humanoide Bestien diesen Advent in Deutschland kaputt.
Das Ende der Besinnlichkeit ist jäh und abrupt. Schockierend. UNFASSBAR.

Sie haben den Advent, der eigentlich ein Grund zum Feiern ist, mit einem (An)schlag in seine Atome zerbröselt.

Sie machen den Advent (eigentlich Adventus Domini = lat. für "Zeit für die Ankunft des Herrn") zu einer Zeit der Trauer. Dieser 19. Dezember 2016 wird für alle Zeiten in den Köpfen der Menschen, die den Advent begehen, die die Weihnachtsmärkte bevölkern, als Unglückstag mit Toten und Schwerstverletzten in Erinnerung bleiben. Eine schreckliche Erinnerung in einer Zeit, in der schöne Erinnerungen gesammelt werden sollten, um sich vom vergangenen Jahr zu erholen und Kraft für das neue Jahr mit allen seinen Anforderungen zu sammeln.
Es ist eine Tragödie. Meine Gedanken sind bei den Todesopfern, den Verletzten und deren Freunde und Angehörige, mit denen sie nur eine schöne Zeit auf einem wohlduftenden Weihnachtsmarkt teilen wollten. Zeit miteinander verbringen.
Ich weine bei dem Gedanken Tränen der Trauer.
Und Tränen der Wut auf diejenigen, die diesen Anschlag verübt haben.
Menschen sind das nicht mehr. Es sind Bestien in Menschengestalt.

In Trauer
euer erschüttertes
Copinchen




Mittwoch, 14. Dezember 2016

Advents-Adventure Vol.IV - Vier Wände und ein Einohriger!

Was bedeutet "Freiheit"? Ist es ein Zustand oder nur ein Gefühl? Verantwortung für sich und/oder andere übernehmen, die dann wiederum nicht mehr ganz so frei sind? Selbstbestimmung?
Freiheit ist etwas, worum es sich zu kämpfen lohnt. Jederzeit und überall.

...und so geht die Geschichte weiter:

Mein Bruder und ich saßen völlig verstört in unserem Transportkorb, das gerade Erlebte musste erstmal ein wenig sacken. Immerhin hatte man uns ein wenig von dem köstlichen Futter hingestellt, aber mal ganz ehrlich: Uns beiden war der Appetit gründlich vergangen, Wir starrten die Gittertüre an, als wollten wir sie hypnotisieren, auf dass sie einfach so aufspränge und wir zurück zu Mama laufen konnten. Aber den Gefallen tat sie uns leider nicht.
Wieder Motorengeräusche, wieder ein- und ausladen, wieder das schwankende Gefühl des Getragenwerdens. Es wurde einfach nicht besser und es kam mir mittlerweile vor wie ein Alptraum. Vielleicht lagen wir ja doch am kuscheligen Bauchfell von Mama und träumten all' dies einfach nur? Wie schön wäre es, einfach wieder aufzuwachen und alles wäre wie immer!
Mein Bruder schien genauso zu empfinden und rückte noch näher an mich ran, schloss die Augen und maunzte leise, wohl in der Hoffnung, dass Mama ihn gleich am Schlafittchen packen und in unseren Unterschlupf tragen würde. Hach, er war noch so babyhaft, ein bißchen unselbstständig und auch noch kleiner als ich. Mama hat ihn am liebsten gehabt, weil sie ihn immer an die beste Zitze schob, ihn am ausführlichsten abgeleckt und ihm am ausdauerndsten beschnurrt hatte.
Ich wiederum war dann wohl das "Bad Girl" des Wurfes. Immer sah ich ihre vorwurfsvoll angehobene Augenbraue vor meinem geistigen Auge, wenn ich mal wieder eine Mäusejagd durch Herumzappeln verdorben oder einfach auch nur einem Geschwisterchen eine mit der Pfote gelangt hatte, weil ich auch mal an eine der vorderen Zitzen wollte, die am Ergiebigsten zu sein schienen. Ihr leises Knurren machte mir sehr bald schon klar, dass ich nicht gerade ihre Traumtochter darstellte. Natürlich war sie immer um mich herum, als ich noch kleiner war und kümmerte sich vorbildlich um mich, aber halt immer mit dieser leisen Missbilligung in Gestik und Mimik.
Mein Bruder begann plötzlich laut zu schnurren und wie alle Katzenfreunde wissen, ist das nicht unbedingt ein Ausdruck von Wohlbehagen, sondern auch von Stress und Angst, gerade bei jungen Katzen. Das soll das Gegenüber besänftigen, egal ob es sich um einen sichtbaren oder um einen imaginären Gegner handelt. Es setzt auch instinktiv ein, wenn eine Situation schwer einzuschätzen ist und ein mulmiges Gefühl auslöst.
Unser Korb wurde wieder aus dem Auto gehoben, es folgten ein paar schwankende Meter und nun endlich wurde er abgestellt und die Decke gelüftet. Wir hatten wieder freie Sicht auf die Aussenwelt!
Und wir wären ja keine Jungkätzchen, wenn wir nicht extrem neugierig auf diese neue Umgebung wären, oder? Vielleicht geht es ja gleich wieder raus in die Freiheit!
Aufgeregt kaute ich an einer Vorderkralle, mein Bruder versteckte sich hinter mir, und beobachtete wieder das Gittertürchen. Diesmal kamen keine Tentakelfinger herein, es lauerte keine Weisskittelzweibeinerin auf uns, und es würde wohl auch nicht wieder gepiekst werden. Hurra! Die Finger machten sich am Gittertürchen zu schaffen und nach einem endlos lange scheinenden Moment sprang das Ding tatsächlich auf. Aufgeregt sträubten sich mir die Nackenhaare und auch die auf dem Rücken. Das ist immer ganz gut, weil man dann größer und kräftiger wirkt, denn: Es roch nach Katzen! Vielen anderen Katzen!
Waren wir wieder zurück in der Kolonie? Würde Mama um die Ecke hocken und auf uns warten? Gleich würden wir es wissen!
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und tappte aus dem Transportkorb heraus, den Bruder im Schlepptau, und gleich blickte ich in das getigerte Gesicht eines mächtigen Katers, der direkt auf uns zukam. Ich blieb stehen und schaute mich blitzartig um. Das war auf keinen Fall unser Zuhause!
Der Boden war warm und weich, es lagen Plüschmäuse und Bällchen herum und mittendrin ein langer Stofftunnel, der ziemlich mitgenommen aussah. Und nun nahm ich auch wahr, dass wenigstens 10 Paar Katzenaugen auf uns gerichtet waren, die einen gleichgültig, die anderen interessiert und einige auch eher unfreundlich.
Und das schlimmste: Um uns herum waren vier Wände und eine geschlossene Tür! Wir konnten gar nicht raus in die Natur, in die Freiheit, in unser Zuhause.... wir waren gefangen.
Der große Tiger war stehengeblieben und gab uns Zeit, uns zu orientieren. Sein Blick war nicht unfreundlich, sondern eher gutmütig. Als mein Blick schließlich länger auf ihm hängenblieb, fiel mir auf, dass er nur noch ein Ohr besaß, seine Nase hatte komische Flecken, es fehltem ihm fast sämtliche Schnurrhaare bis auf ein paar Stacheln und das vorhandene Ohr wies ebenfalls Risse und Zacken auf. Außerdem war sein Schwanz unnatürlich abgeknickt und er hinkte. Denn jetzt setzte er sich wieder in Bewegung und kam auf uns zu, eine Hinterpfote kaum belastend.
Fast wäre mein Brüderchen bei diesem abenteuerlichen Anblick eines Artgenossen unter mich gekrabbelt, um sich zu verstecken. Weil dies aber nicht klappte, versuchte er mit einem Satz in den Rascheltunnel zu türmen. Nur raus aus dem intensiven Blick aus den blitzgrünen Augen des Tigers!
Ich für meinen Teil hielt diesem Blick stand, ich schaute zurück, bis ein Fauchen und Rascheln mich zusammenzucken ließ. Der Tunnel war schon besetzt und mein Brüderchen wurde quasi im hohen Bogen rausgeschmissen!
"So läuft das aber nicht, Gringo! Ich hab hier reserviert, hömma!" rief eine empörte Katzenstimme aus dem Plüscheingang des Tunnels. Es folgte ein Stoffbällchen und ein langgezogenes Fauchen und mein Bruder versteckte sich nun unter meinem buschigen Schwanz und wimmerte leise.
"Psst! Die tun dir nix!" versuchte ich zu beschwichtigen, aber der Kleine zitterte am ganzen Körper. Soviel Gegenwind war er einfach nicht gewohnt!
Der Tiger schaute nun nicht mehr freundlich, sondern eher amüsiert auf uns herunter. Er war sehr groß und hatte plüschiges Fell und davon viel. Er hob eine Pfote, rieb sich damit über die Lefze und kam noch näher. Seine erst starren Augen verzogen sich nun ebenfalls zu einem Grinsen, was mit seinem einzelnen Ohr wirklich skurril wirkte.
"Halloo", sagte er plötzlich mit einer wahnsinnig tiefen Stimme. "Ihr seid aber wirklich zu niedlich, ihr zwei. Niedliche kleine schwarze Kätzchen."
Er versuchte nun, einen Blick auf meinen Bruder zu erhaschen, der mit fest geschlossenen Augen laut schnurrend unter meinem Hinterbein verharrte.
"Niedliche kleine ängstliche schwarze Katzen!" brummte der Tiger nun.
"Ich habe keine Angst vor dir!" behauptete ich plötzlich mit fest klingender Stimme und ließ nun ebenfalls meine Augen aufblitzen. Auch wenn dem ganz und gar nicht so war. Aber wenn Mama mich eins gelehrt hatte, dann war das: Tapfer sein oder zumindest tapfer erscheinen.
"Huch!" machte der Tiger etwas spöttisch. "Eine kleine Revoluzzerin." Es folgte eine kleine Kunstpause und dann: "Ihr seid wirklich ein niedliches Gespann. Aber klein. Sehr klein sogar. Aber das macht nichts."
Dem amüsierten Gesichtsausdruck folgte nun ein sehr langsames Blinzeln. In der Katzensprache heisst das: Du bist ok, ich mag dich. Es ist ein Lächeln auf Katzenart.
Natürlich erwiderte ich das Blinzeln, auf die gleiche Weise. Mit dem Hinterbein schubste ich meinen Bruder hervor: Er wird uns nicht fressen, komm raus und blinzele ihm gefälligst auch zu, Kleiner!
So kam es, dass wir unter den Blicken der gesamten Katzenbande mitten in einem Zimmer (meh!) saßen und mit einem verwegen ausschauenden Riesenkater mit Wuschelpelz Blinzeler austauschten.
Würde dieses Ereignis unsere Situation entscheidend verbessern? Wo waren wir überhaupt gelandet und was würde als nächstes passieren? Und wo waren eigentlich diese Zweibeinerinnen hin, die uns das hier erst eingebrockt hatten?
Fragen über Fragen, die wohl in der nächsten Folge vom Advents-Adventure sicherlich einige Antworten finden würden!
 Bleibt gespannt, es geht bald schon weiter!

Liebe Grüße
eure Revoluzzer-Jeannie!


Was kommt denn heut' abend im Fernsehen?



Mittwoch, 7. Dezember 2016

Advents-Adventure Vol.III: Von Sprachen, Tentakeln und Pieksern!

... und so geht die Geschichte weiter:

Nach einer gefühlt schier endlos dauernden Fahrt durch die Dunkelheit hielt der Wagen nun an. Mein Bruder und ich rückten noch näher aneinander und genau wie bei mir fuhr immer wieder ein Zittern durch seinen Körper. Wir hatten beide nicht nur ein mulmiges Gefühl im Bauch, wie etwa nach einer besonders langen und intensiven Schimpftirade von Mama beispielsweise, sondern wir hatten Angst. Richtig Angst. So wie noch nie in unserm noch nicht allzu lange dauernden Leben.
Bei Mama waren wir in Sicherheit, das wissen kleine Katzen instinktiv und die richtige, echte Mama ist durch nichts zu ersetzen.
Mama erzählte uns schnurrend Gutenachtgeschichten, während wir uns ihre köstliche Muttermilch schmatzend schmecken ließen, und dennoch passte sie dabei auf wie ein Luchs, dass sich niemand unserem Unterschlupf näherte. Dieses Gefühl der Geborgenheit prägte uns als Familie, es ließ uns selbstbewusst und beinahe auch ein wenig frech werden, weil: Uns kann ja keiner was! Mama passt auf, da nehmt euch bloß in Acht! Mit ihr ist manchmal wirklich nicht gut Kirschen essen!
Warum haben wir bloß nicht auf sie gehört, als sie uns warnte? Sie hatte ja schließlich recht! Und auch wenn sie ihre Erzählungen möglicherweise etwas phantasiereich ausgeschmückt hatte, im Kern war da ja viel Wahres - OH!
Plötzlich wurde die Decke, mit der unser Transportkorb abgedeckt wurde, gelüftet und zwei neugierige Augenpaare lugten durch das Gitter. Zweibeiner-Augenpaare, gefolgt von Fingern, die so weit es ging durch die Gittermaschen gesteckt wurden.
Mein Bruder und ich waren schon in der hintersten Korbecke und jetzt noch ein bisschen dichter an die Wand gepresst. Diese Finger schienen immer länger zu werden, beinahe so wie die Tentakel eines Oktopus, und  wollten uns offenbar berühren. Wir glitschten an der Rückwand des kleinen Korbes hin und her, wie wir nur konnten. Und dann kamen auch noch Finger von oben und eine Stimme ertönte:
"Oooooohhh zwei kleine Schwarze! Die sehen sich ja ähnlich wie ein Ei dem anderen! Und noch keine 10 Wochen alt, so klein, wie die sind!"
Und zu uns gewandt, mit süßlicher Stimme:
"Na kommt mal her, ihr kleinen Strolche! Ihr seid in Sicherheit, ihr braucht keine Angst zu haben. Kommt! Kommt!"
Was viele Zweibeiner ja noch gar nicht wissen: Wir Katzen sind instinktiv in der Lage, Sprachen aller Art  - auch die der Zweibeiner - zu verstehen, sofern die Körpersprache dazu übereinstimmt. Falls ihr euch mal gewundert habt, warum eure Mieze schon längst ahnte, dass ihr kein Leckerlie, sondern eine Wurmkur in der Hand versteckt haltet und daraufhin beleidigt in ihr Lieblingsversteck huschte: Eure Körpersprache hat euch verraten! Und dabei ist es völlig egal, ob ein Zweibeiner Deutsch, Englisch, Chinesisch oder Ki-Suaheli spricht: Diese Form der Verständigung ist international und beinahe alle Tiere beherrschen sie auf Anhieb. Also: Ihr könnt uns nix vormachen, so sehr ihr es auch versucht! ;-)
Und nun versuchten diese offenbar weiblichen Zweibeiner, uns zu erhaschen. Man hatte den Transportkorb aus dem Auto geholt und in einem hellen Zimmer auf einen Tisch gestellt, um uns besser betrachten zu können. Eine weitere Zweibeinerin war hinzugekommen: Sie trug einen weißen Kittel und ein Stethoskop um den Hals. Das wurde ja immer bunter!
Die Weißkittel-Zweibeinerin fackelte nun auch nicht lange, sondern hob den Deckel ab, packte resolut hinein und erwischte als erstes meinen Bruder am Nackenfell. Also der Griff, den unsere Mama immer benutzte, wenn sie uns in ein anderes Versteck brachte, als wir noch nicht so gut laufen konnten! Mama war öfters mit uns umgezogen, wenn ihr ein Unterschlupf unsicher zu werden schien.
Wir seien in Sicherheit, hat die Dame eben gesagt? Wie bitte? Noch unsicherer kann es ja gar nicht mehr werden für uns, dachte ich so bei mir, als mein Bruder in der Luft baumelte. Der vertraute Griff im Nacken ließ ihn allerdings ruhig und still werden. Oh ja, das funktioniert meistens bei uns Katzen. Das Gefühl aus der Kinderstube wird hier wiederhergestellt, gemischt mit ein paar Akupressurpunkten im Nackenbereich. Eine coole Sache, eigentlich.
Ich war allerdings überhaupt nicht mehr cool, als ich beobachtete, wie die Weisskitteldame meinem Bruder in die Augen und in die Ohren leuchtete, das Mäulchen öffnete und hineinschaute, mit einem Fieberthermometer seine Temperatur maß und zum Finale auch noch eine Spritze aufzog und in ihn hineinpiekste. OMG! Er quiekte laut auf, als er den Stich spürte und das quieken mündete in einem jämmerlich klingenden Ruf nach unserer Mama. Sie hätte niemals zugelassen, dass einer von uns gepiekst wird, niemals! Sie wäre eher zu einer wahren Furie geworden!
Und plötzlich saß mein Bruder wieder neben mir und die zielstrebige Hand näherte sich nun mir und meinem Nackenfell. Ich hopste noch ein-zweimal hin und her und dann, dann hatte sie mich! Hilfeee!
Auch mir widerfuhr dieselbe Behandlung wie meinem Bruder, aber - ich schrieb es schon - solange sie mich am Schlafittchen hatte, war ich die Ruhe selbst und hatte überhaupt keine Lust, mich zu bewegen bzw. wäre das wohl auch gar nicht gegangen! Träge hingen meine Pfoten hinab, die Öhrchen kippten zur Seite und eine wohlige Wärme durchfuhr mich. Ich hätte stundenlang so weiterhängen können, wirklich!
Aber: nix da. Ich saß nun auf dem Tisch, die Finger der Helferin noch im Genick und nun wurde ich untersucht.
"Noch ein Kater. Ach nein, momentchen, da bin ich mir nicht so sicher.. in einer Woche nochmal nachschauen!" diktierte die Frau Doktor Weisskittel.
"Augen klar, Nase frei, Ohren sauber."
Na, was denn sonst? Mama hat uns ja auch pausenlos geputzt und abgeschlabbert! Wie soll da ein Dreckskrümel im Ohr überleben? Wir waren wirklich sehr gepflegte halbwilde Katzenkinder. Da soll einer was gegen sagen!
Nach dem Fieberthermometer im Allerwertesten "Temperatur 36,2 auch i.O.!" kam dann der finale Piekser. Ich nahm all meinen Mut zusammen, machte einen wirklich bemerkenswerten Puckel, sträubte alles Fell und fauchte. Mom wäre stolz auf mich gewesen!
"Ach schau, wie süß, ein kleiner Zwergenaufstand! Na komm, das kriegen wir doch jetzt auch noch hin. So ein tapferes kleines Miezekätzchen!"
Die zwei Tentakelfinger griffen wieder in meinen Nacken und dann, ja dann war ich wieder willenlos. Und so tat der Piekser auch nur halb so weh, gottlob. Ich wurde beinahe ein wenig schläfrig, obwohl ich immer noch halbtot war vor Angst. Geht das jetzt jeden Tag oder noch öfter so? Seltsame Begrüßungsrituale haben diese Zweibeiner ja schon. Ob die sich untereinander auch so kennenlernen? Dann würde es mich jedenfalls nicht wundern, dass es wohl mehr Katzen- als Zweibeinerbabys gibt! Dieses Begaffen und das anschließende  Pieksen ist ja schon eine echte Zumutung. So würden Katzen nicht mal miteinander umgehen, wenn sie sich nicht ausstehen können, geschweige denn bei der ersten Kontaktaufnahme.
Geschafft plumpste ich wieder in den Korb, an der Seite meines Bruders. Wir schauten uns mit großen Augen an. Wie würde es nun weitergehen? Gab es noch mehr Finger und Augenpaare, weisse Kittelträgerinnen und Pieksedinger? Oder war das nur der Vorhof der Katzenhölle?
Im nächsten Teil gibt es sicherlich die nächsten Antworten auf diese wirklich dringenden Fragen. ;-)

Es grüßt euch
eure Expertin für Körpersprache
die bezaubernde Jeannie!

Es ist immer sehr wichtig, einen coolen Platz zum Chillen zu haben. ;-)



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